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Am Bienenstand

Mai

Zu spät geerntet?

Die Bienen hatten die gesamte Wabe gefüllt und verdeckelt, dann aber das Eingelagerte wieder verbraucht. Pech für den Imker, der zuspät kam und somit Honig eingebüßt hat.

Gut, dass nicht vorher die vollen Waben abgeschleudert wurden. Denn die Bienen brauchten ganz eindeutig das eingetragene Futter. Wegen der Trockenheit, wegen Kälte hat die nektarspendende Vegetation pausiert und die Bienen haben zu wenig Nahrung gefunden. Hätte man abgeschleudert, wäre Zufüttern nötig gewesen.

Vereinsfreund Noel gibt zu Bedenken: "Ob der unterhalb der verdeckelten Waben glänzend zu sehende Honig frisch eingetragen ist, oder ob es sich um geöffneten reifen Honig handelt, finde ich wahrscheinlich nur heraus, wenn ich das Refraktometrer bemühe." Warum ist das wichtig? Der glänzende Teil auf der Wabe kann einen Anteil von 50% der Fläche ausmachen. Besteht die aus "unreifem" Honig, also mit noch zu hohem Wasseranteil, kann mein geschleuderter Honig die Grenzwerte überschreiten. Honig im DIB-Glas darf 18% Wasseranteil nicht übersteigen, die Honigverordnung schreibt generell 20% vor. Das Messen des Wasseranteils mit dem Refraktometer schafft vor dem Schleudern Klarheit.

Das Wachs ist schon sehr dunkel. Einschmelzen und mit neuer Mittelwand versehen wäre nach dem Schleudern ratsam.

Das Bienenjahr hat in diesem Jahr erneut viel früher begonnen und wir müssen die Honigräume rechtzeitig aufsetzen. Ist der ergänzte Honigraumaum zu etwa ein Drittel mit Bienen besetzt, folgt die nächste Zarge. Mittlerweile haben wir starken Völkern  5 Honigräume DNM gegeben. Zu wenig Raum führt dazu, dass die Bienen im Brutraum den Nektar unterbringen. Damit wird das Brutnest eingeschränkt und das Volk gerät in Schwarmstimmung. Auch sollte man im Brutraum das Platzangebot auf 6 Waben allmählich anpassen. Die ersten Schwärme sind inzwischen als Ableger untergebracht.

Wichtig beim Abschleudern – inzwischen bereits Ende Mai/Anfang Juni zu erwarten - ist die sofortige Gabe von ein wenig Zuckerwasser (1:1), damit den Bienen, denen gerade die Vorräte genommen wurden, Ersatz für den Eigenverbrauch zur Verfügung steht. Diese geringe Menge wird von den Bienen aufgenommen und nicht in dem Honigraum eingelagert. Meist besteht zu dieser Zeit eine Trachtlücke, die in der regenarmen Zeit in Norddeutschland in diesem Jahr stärker ausfallen dürfte, sodass man ein Hungern der Bienen vermeiden muss. Gute Kontrolle bietet eine Stockwaage, aber auch herkömmliches Messen mit der Federwaage/Kofferwaage hilft. Letztere hat nur den Nachteil, dass bei ihrer Verwendung die Beuten bewegt werden. Diese Erschütterungen beunruhigen das Bienenvolk. Es gibt digitale Waagen, die das gemessene Gewicht im Gegensatz zur Federwaage festhalten.

Früher galt, dass etwa mit der Blüte des Hollunders die Möglichkeit des Schwärmens steigt. Das ist überholt.  Von daher sollte man die Schwarmkontrolle rechtzeitig und regelmäßig durchführen. Bernhard Heuvel empfiehlt, sich die zentrale Wabe des Brutnestes anzuschauen. Ist sie mit Pollen und Nektar großflächig besetzt, rät er nach Weiselzellen zu suchen. Ist dort aber ein normales Brutnest, herrscht keine Schwarmstimmung. Leichter hat man es, wenn man ein Bienenherz (beehivemonitoring.com) einsetzt. Dieser kleine Sensor misst die Flügelfrequenz der Bienen, also ihr Summen, und sendet auf das Handy, wenn die Stimmung steigt.

Noch ein Wort zur Bienentränke, die bei anhaltender Trockenheit für alle Insekten wichtig sein kann. 200g Wasser braucht ein Bienenvolk pro Tag. W. Oetting u. Schulze-Everding (Praktische Bienenzucht, 1982, S. 70) empfehlen eine "Süßtränke" mit Zuckerzusatz, wovon heute jedoch abgeraten wird. Frisches Wasser reicht völlig aus.

https://www.tag24.de/ratgeber/haus-und-garten/gartengestaltung/naturgarten/tierschutz-im-garten/zuckerwasser-fuer-bienen-3180200

Fotos und Text Wulfhard Matzick